Eine gut funktionierende Software ist für eine moderne Bücherei essentiell, sagte die Poesie. Ohne Handbuch aber ist jedes noch so ausgeklügelte System nutzlos.
Die Poesie hing am Telefon und telefonierte mit der Softwarefirma.
Nicht mehr vorrätig sagen Sie? Die Poesie zwinkerte Euphoria nun verstohlen zu. Ja, was machen wir denn da? Wir waren doch so zufrieden mit Ihrem Produkt, und als langjährige Kundinnen…ah, was sagen Sie da? Eine neuere Version? Schneller? Kompakter? Dynamischer? Noch nicht auf dem Markt? Schade, da müssen wir uns wohl doch bei einer anderen Firma umschauen…Was? Achso, zum Testen, als Entschädigung, wäre das möglich? Kostenlos im ersten Jahr? Treuebonus? Das klingt ja schon anders. Ja, schicken Sie uns Ihren Techniker, der soll uns das installieren!
Die Poesie legte auf und schien zufrieden. Es dauerte nur wenige Tage, bis die Bücherei Kirchstetten mit einer komplett neuen Software ausgestattet war. Der Techniker wurde von den Bibliothekarinnen mit Kaffee, Kuchen und selbstgemachtem Likör versorgt und verriet ihnen nun kauend und schlürfend die geheimen Tricks dieser neuen Software, damit sie nicht lange im neuen Handbuch nachschlagen mussten. Alles in allem war das Ganze nun zeitsparend, einfach, und für den Bibliotheksalltag eine enorm hilfreiche Verbesserung.
Euphoria klatschte in die Hände vor Begeisterung und rührte gleich die Werbetrommel: Wir sind neu aufgestellt! Jetzt noch flotter, unkomplizierter, persönlicher und zuverlässiger! Kommt und stöbert! Der Technik sei ausnahmsweise einmal Dank!!
In den darauffolgenden Wochen war in der Bücherei mehr Betrieb denn je. Denn Recherche und Verleih waren durch das neue Programm nicht nur beschleunigt, sondern konnten auch verfeinert und kundenfreundlicher gestaltet werden. Es sprach sich schnell herum, dass der Service in der Bücherei nun doppelt unschlagbar war. Die Kirchstettnerinnen und Kirchstettner rannten den Bibliothekarinnen fast buchstäblich die Bude ein.
Das wird ihn ärgern, sagte die Poesie.
Und sie sollte recht behalten.