Die Poesie zückte als erstes das wichtigste Utensil jeder professionellen Ermittlerin: ihren Bleistift. Nicht aber, um etwas aufzuschreiben, sondern um eine der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieses wertvollen Accessoires (das übrigens nicht nur im Sondereinsatzkommandokoffer der Poesie, sondern auch in keiner Handtasche keiner Frau von Welt fehlen sollte!) zu nutzen. Sie machte eine Kratzprobe. Und kam umgehend zu einem ersten Ergebnis.

Wir haben es hier mit einem Feigling zu tun, sagte die Poesie. Es handelt sich nicht um Sprühlack, es handelt sich vermutlich um gewöhnliche Fingerfarbe!

Das Wort TRUG hatte die Poesie im Handumdrehen mit ihrem Bleistift heruntergeschabt. Die anderen Wörter ließ sie vorerst, für Beweiszwecke, auf der Scheibe.

Dass die Polizei sich nicht dafür interessiert hat, mit welcher Art Farbe hier geschmiert wurde, gibt mir doch sehr zu denken. Dass die Herren darüber hinaus keine Fragen hatten und nicht ansatzweise auf die Idee kamen, sich nach Zeuginnen oder Zeugen zu erkundigen, halte ich für mehr als ignorant. Meinte die Poesie.

Ein Kirchstettner Hundebesitzer, der mit seinem Dackel gerade den ersten Gassigang erledigte und zufällig vorbeigekommen war, hatte die letzten Minuten nun mitbekommen und rief voller Überzeugung aus dem Hintergrund: Fingerfarbe! Natürlich! Nichts als ein dummer Jungenstreich!

Euphoria, die Büchereileiterin, blieb skeptisch, und auch die Poesie erwiderte: Auf den ersten Blick mag das naheliegen. Aber das Naheliegende genügt mir nicht, hat mir nie genügt, sollte nie genügen. Oder kennen Sie Jungen, die konsumieren, was mein routinierter zweiter Blick hier erhascht?

Die Poesie deutete auf einen Zigarrenstummel am Boden.

Sowas raucht kein dummer Junge in einer Silvesternacht vor der Bücherei, sagte die Poesie. Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der es ernst meint. Jemand, dem es um Großes geht. Ein Feigling und gleichzeitig ein Angeber. Das gehört meist zusammen. Und: Das hier war nur sein Auftakt. Dieser Mensch hat noch mehr Zigarren in seiner Sammlung. Der wird keine Ruhe geben, bis er alle geraucht hat. Und wer weiß, was dann.

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