Alle Bücher, die wir im Haus haben, liegen zu einem gewaltigen Stapel geschichtet auf dem Küchentisch. Der Stapel reicht bis über die Decke hinaus nach draußen. Ganz oben sitzt die Poesie. Ich kann sie kaum erkennen von hier unten. Sie schaut in die Ferne. Mit einem Gedichtband von Ilse Aichinger fächelt sie die Wolken beiseite.
(Heute wäre Ilse Aichingers 100. Geburtstag. Um 14 Uhr fächelt auch Ö1 per Radioübertragung ein paar Wolken beiseite...Achtung, aus rechtlichen Gründen kann das Hörspiel danach nicht zum Download bereitgestellt werden. Hier ein wenig Hoffnung zum Anklicken: https://oe1.orf.at/programm/20211101/659757/Die-Hoffnung-ist-alles)
(Und noch mehr Hoffnung, direkt zum Lesen:)
Außer Landes
Bücher aus fremden Büchereien,
die erstarkten Tauben.
Käme es auf die Orte an,
die wir zu verlassen
im Stand sind,
mit ihrem Himbeergesträuch,
den Tüchern,
die sich schon im Winde falten,
sie wechseln still hinter uns,
während wir bleiben,
auf den warmen Rücken
der Gärten, steinern
oder aus Sand.
(aus: Ilse Aichinger – Verschenkter Rat; Gedichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M., 1991)