Wir sitzen unter dem Arc de Triomphe. Wir haben keine Kanonen dabei. Stattdessen unsere Kaffeetassen. Und gute Freunde: Christo und Jeanne-Claude. Sie machen Pause mit uns, sie haben soeben den Arc de Triomphe in weißen Stoff gehüllt. Es ist noch Stoff übrig, damit verhüllen sie nun auch unsere Tassen. Unsere Tassen werden zu etwas Anderem unter dem Stoff. Sie werden unschuldig, sie werden zu einem Abenteuer, sie werden zu einem Geheimnis, einem Versprechen, einer süßen Verheißung. Wir bekommen sofort Lust, unter die Hüllen zu schauen. Der Kaffee schmeckt heute gut wie nie.
Nacktheit ist auf Dauer fad, sagt die Poesie.
Christo und Jeanne-Claude haben unterdessen begonnen, auch die Poesie in weißen Stoff zu packen. Sie strahlt. Auf der Champs-Elysees können die Lampen heute ausbleiben.
(Unter diverse Hüllen schauen, heute auch möglich in der Bücherei Kirchstetten, geöffnet von 10 bis 12 Uhr.)