Marquis de Sade hat sich selbst zum Kaffee eingeladen. Seit Stunden sitzt er an unserem Tisch und leiert sämtliche Perversionen und Bösartigkeiten herunter, die ihm in den Sinn kommen. Seit Stunden überlegen wir, wie wir ihn möglichst unkompliziert wieder loswerden.
Perversion und Bösartigkeit müssen natürlich ihren Platz haben, sagt die Poesie. Aber sicher nicht an unserem Tisch.
Die Poesie schnappt sich unsere Teigschüssel, stapft zu den Nachbarn, die Pferde besitzen, und füllt die Schüssel mit Mist. Etwas Mehl dazu, zwei Eier, Butter, Milch und ordentlich Zimt für den guten Duft. Ab in den Ofen.
Was duftet hier so, sagt Marquis de Sade, seinen Pornomonolog unterbrechend.
Ach, nichts Besonderes, nur ein schneller Rührkuchen, sagt die Poesie. Warm schmeckt er am besten. Darf ich draußen aufdecken?
Marquis de Sade steht sabbernd vor Appetit auf und begibt sich hinaus. Die Poesie hat auf der Straße unten aufgedeckt. Vertieft beugt Marquis de Sade sich über den Klapptisch und isst. Er seufzt laut vor Behagen und scheint gierig schmatzend nicht zu bemerken, dass wir wieder hineingegangen sind. Die Tür haben wir von innen jetzt doppelt verriegelt.
(Der Ort, an dem sicher KEIN Buch von Marquis de Sade zu finden ist: Bücherei Kirchstetten)