Schon glaubte ich, die Poesie sei heute nicht zu Hause, als ich ein leises Rascheln und Scharren vernahm. Ich folgte den Geräuschen und fand die Poesie im Hinterzimmer, im Nähkästchen sitzend. Das Nähkästchen ist ein Erbstück. Fäden, Nadeln und Knöpfe aus Jahrzehnten befinden sich darin, und noch viel mehr, ein wildes Durcheinander an Kurzwaren. Nun sitzt die Poesie dazwischen und bringt Ordnung hinein. Sie wickelt Fadenrollen auf, steckt Nadeln zurück ins Nadelkissen, sortiert Knöpfe und schlichtet Flickstoff. Sie sagt kein Wort. Plaudern kann sie erst, wenn sie einen richtigen Überblick hat, was alles im Nähkästchen vergraben liegt. Außer Kurzwaren. Und langem Atem.

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