Ein Nachtfalter hat sich zu uns herein verirrt. Er setzt sich auf die Nase der Poesie und rührt sich nicht mehr. Er wird den Tag wohl schlafend hier verbringen. Die Poesie rührt sich ebenfalls nicht mehr, sie möchte den Falter nicht wecken. Ich lese ihr flüsternd aus dem Taschenlexikon der Schmetterlinge vor. Wer glaubt, dass es dabei nur um zarte, flatternde Tierchen geht, der hat sich gewaltig getäuscht. Es geht um Flügelschläge. Um schlafende Riesen. Um Metamorphosen. Um Wissen, das aus der Tasche kommt, und wächst, und wächst. Darum, dass die Poesie nicht faulenzt, während sie reglos so sitzt. Sie bereitet sich vor. Sie wird am Abend, wenn der Falter wieder erwacht, mit hinausschwirren. Und sie wird in der Dunkelheit mehr aufwirbeln als Blütenstaub.

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