In der Früh wollte ich beim Nah & Frisch ein Kipferl und einen Liter Milch zum Frühstück kaufen. Ich hatte es sehr eilig, da ich, sobald mein Sohn im Kindergarten abgeliefert ist, immer möglichst ohne Umwege an den Schreibtisch kommen möchte. Der Vormittag wird sonst schnell zu kurz für alles. Heute wurde er lang, denn an der Kassa stand vor mir eine echte lahme Ente. Sie wollte einen Energydrink kaufen. Ich verabscheue allein dieses Wort. Ich konnte das Tier gerade noch davon abhalten, dieses fürchterliche Zeug zu sich zu nehmen. Ich spendierte ihm stattdessen eine Semmel, wie sie Enten ja im Allgemeinen schmeckt und angemessen ist. Das Tier klagte aber: Es wolle schneller werden! Es sei seiner Gattung geschuldet so schrecklich lahm.

Da ich es noch immer eilig hatte, klemmte ich mir das Tier unter den Arm und schleppte es in die Bücherei. Ich gab ihm das Buch „Die Infantin trägt den Scheitel links“ (Jung und Jung Verlag) einer geschätzten Dichterinnenkollegin, Helena Adler, in die Flügel. Ein sprachgewaltiges Buch, das jeder Trantüte zu mehr Tempo verhilft und den Österreichischen Buchpreis mehr als verdient hätte. Der Buchpreis ging an Xaver Bayers „Geschichten mit Marianne“ (auch Jung und Jung Verlag), naja, eh auch ok…Aber egal jetzt, Enten interessieren sich nicht für Buchpreise, und diese besagte lahme Ente nahm das Buch von Frau Adler, las in ihrer gewöhnungsbedürftigen Geschwindigkeit den ersten Satz – und verwandelte sich auf der Stelle in ein aufgescheuchtes Huhn. Ziel erreicht! Vormittag gerettet! Wer müde wird: Helena Adler lesen! Gibt es in der Bücherei, hat man in Windeseile intus…

Und wer das Huhn trifft: Vorsicht, es ist kaum noch zu bremsen!

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